Erweiterung in Traun
1869
Am 9. März reiste Josef Lang erstmals nach Traun. Er sah sich die zum Kauf angebotene „Winklmühle“ an und begutachtete das 46.500 Quadratmeter große Areal. Noch am selben Tag schloss er einen Vorverkauf ab. Der schriftliche Kaufvertrag ist dann mit 30. März 1869 datiert. Kaufpreis: 25.000 Gulden für die Winklmühle Nr. 37 (später Kanzlei- (Büro-)Trakt und „Herrenhaus“) und das „Hummelgütl“ Nr. 33. (beide „fast leer“) „und zusätzlich 6.000 Gulden für das Wasserrad, Transmissionen und Kammräder“. Für die Anschaffung von Maschinen und Geräten brachte Josef Lang zusätzlich 67.463,- Gulden auf.

Ölgemälde der „Winklmühle“ aus 1882 von Prof. Otto Fessler.
In früheren Zeiten war die Winklmühle in Traun eine Mahlmühle mit 5 Gängen. 1836 erwarb sie dann der Zimmermeister Anton Grimm aus Fischament, um daraus eine Spinnerei zu machen. Er kaufte Spinnmaschinen, engagierte den Schweizer Spinnerei-Experten Rudolf Müller und gründete mit ihm die „Baumwollgespunstfabrik Grimm & Müller“. Nach dem Tod von Anton Grimm und Rudolf Müller erbte Karl Müller das Unternehmen, verlor es jedoch als Folge eines Konkurses. Am 21. Jänner 1869 erstanden Johann Grillmayer, Wilhelm Stucky, Johann Hörzinger und Georg Hörzinger die Konkursmasse – die Verhandler mit und Verkäufer an Josef Lang.
Bis Mai 1869 blieb Wilhelm Lang noch in Wien (von wo aus er auch die Faktoreien in Böhmen besuchte), übersiedelte dann aber nach Traun, wo ihm die Einrichtung und Leitung der Spinnerei übertragen wurde. Die Gebäude wurden instand gesetzt und zuerst mit modernen Spinnmaschinen eingerichtet. Josef Friedrich Lang und Wilhelm Lang wurden als stille Gesellschafter beteiligt.
1870
Da die vorhandene Turbine nicht mehr ausreichte, wurde das Turbinenhaus erweitert, eine zweite eingebaut und im Anschluss die „Werkshalle Süd“ errichtet.
Josef Lang spendete „5 Stück Silberrente à-100 Gulden“ zur Gründung eines Pensionsfonds für Lehrer, die er vier Jahre später um weitere 100 Gulden Silberrente vermehrte. Anlässlich der Verleihung des „Goldenen Verdienstkreuzes mit der Krone“ stiftete er 1200 Gulden für Studierende. Dieser Betrag wurde später aus seinem Nachlass um 300 Gulden erhöht. Nach seiner „letztwilligen Anordnung“ wurden nach seinem Tod 300 Gulden an die Kirchenbaukasse in Traun überreicht.
1871
Nach einer Lohnliste vom 9. Dezember 1871 waren 28 Arbeiter im Taglohn beschäftigt. Die wöchentliche Lohnsumme machte 94 Gulden und 82 Kronen aus. Männliche Arbeiter erhielten 70 bis 80 Kronen pro Tag, weibliche 45 bis 70 Kronen, „Jugendliche“ 25 bis 35 Kronen. Die Tagesarbeitszeit betrug 14 (!) Stunden – auch an Samstagen: heute unvorstellbare 84-Stunden-Wochen! Arbeitsbeginn war um 5 Uhr morgens. Von 12 bis 1 Uhr gab es eine Mittagspause. Arbeitsende war um 20 Uhr.

Zeitlose Eleganz und Beispiel für nachhaltige Qualität. Modeflanell aus dem Haus Graumann. Foto © Textiles Zentrum Haslach / Andreas Hollinek.
1872
Bau der Weberei West (bis 1876) und Einrichtung: Mechanische Webstühle, eine Zwirnmaschine mit 80 Spindeln, sechs Handhaspeln und eine „Packlpresse“ wurden angeschafft und die Betriebswerkstätte mit Spezialwerkzeugen bestückt. Die Produktion betrug in den Garnnummern 10, 16, 18, 20, 30 und 40 etwa 1600 Pfund pro Woche (entspricht rund 725 Kilogramm) – zwei Jahre später sollten es dann bereits 2700 Pfund pro Woche sein (1225 Kilogramm). Kauf eines Pferdes (ein Schimmel; zwei Jahre später kamen dann noch zwei weitere Pferde hinzu).
Da die Wasserkraft nicht mehr ausreichte, kamen 1872 zwei neue Girard-Turbinen zu je 25 PS in den Freifluder zum Einbau. Von nun an teilte sich der 7,5 Meter breite Welser Mühlbach in ein 1,93 Meter breites Feilgerinne und in ein 6,22 Meter breites Gerinne für die beiden Turbinen. Das Nutgefälle betrug 1,43 Meter.
1873
Das Unternehmen Graumann präsentiert sich bei der Weltausstellung in Wien und gewinnt eine Verdienstmedaille. „Am 1. Mai 1873 öffnete die Wiener Weltausstellung ihre Pforten. Für ein halbes Jahr wurde die Stadt zum Schauplatz einer Exposition noch nicht da gewesenen Ausmaßes. Als fünfte in der Geschichte der Weltausstellungen und als erste im deutschen Sprachraum überhaupt übertraf sie ihre Vorgängerinnen sowohl an Fläche als auch an Exponaten bei Weitem. […] Eine der dringlichsten Fragen, die das Großvorhaben Weltausstellung aufwarf, betraf die Unterbringung der ersehnten Besucherströme. Man hoffte auf bis zu 20 Millionen Gäste, doch nie zuvor hatte die Stadt so viele Menschen beherbergt. Da die Wiener Innenstadthotels nur für rund 10.000 Personen gerüstet waren, ließ die k.k. Polizeidirektion im Vorfeld erheben, wie viele Gäste in Privatzimmern unterkommen könnten, und ermittelte eine Zahl von 18.273 Betten innerhalb der Linien. In den Vororten glaubte man zusätzliche rund 12.000 Personen aufnehmen zu können.“ (Quelle: www.wiener-weltausstellung.at)
Nach der Wiener Weltausstellung brachen die Aktienmärkte ein. Dies brachte viele Menschen um ihr Vermögen. Auch unter den amerikanischen Anlegern brach Panik aus, die New Yorker Börse musste geschlossen werden – erstmals in ihrer Geschichte.

Beispiel eines Blattes aus einem der 77, dem Textilmuseum Haslach übergebenen, akkurat angefertigten Musterbücher. Foto © Textiles Zentrum Haslach / Andreas Hollinek.
1875
1875 begann man in Wien mit der Anfertigung von Bademänteln. Dazu wurde eine eigene Näherei eingerichtet. Zuerst wurde diese von Berta Lang geleitet. Nach ihrer Vermählung im Jahr 1888 übernahm ihre Schwester Rosa die Leitung.
Bau des „Magazins“ für Kisten, Eisenwaren und die Betriebs-Feuerwehr in Traun.
1877
1877 erfolgte ein „kleinerer“ Anbau an die Weberei durch 631 Quadratmeter. 26 mechanische Webstühle waren nun in Betrieb. Da in der Region nicht genügend Fachkräfte vorhanden waren, stellte man Arbeiter aus Böhmen ein und baute ihnen ein Arbeiterwohnhaus. Ursprünglich war geplant gewesen, das blaue Hummelhaus (Traun Nr. 33) wegzureißen und den ganzen Grund für den Wohnhausbau zu nutzen. Man entschied sich jedoch anders und baute das Arbeiterwohnhaus daneben: Traun Nr. 91 „Lang-Haus“. Der vorerst einstöckige Bau wurde dann 10 Jahre später um eine Etage aufgestockt.
Die Räume wurden ursprünglich mit Kohlenöfen beheizt. Durch die 1877 erfolgte Anschaffung eines leistungsfähigen Dampfkessels konnte man auf eine Dampfheizung umstellen. Die Beleuchtung der Arbeiterwohnungen erfolgte mittels Petroleumlampen, zu deren Wartung zwei Arbeiter eingestellt waren.
1878
Am 27. Juni 1878 erfolgte eine Rückkehr zum Schutzzollsystem – auch für Baumwolle. Die österreichische Baumwollindustrie erholt sich. Die Firma Graumann nimmt an der Weltausstellung in Paris teil und gewinnt im Messen mit anderen Größen ihrer Branche eine Bronzemedaille.

Die bei den Weltausstellungen gewonnenen Prämierungen wurden zu Marketing-Zwecken genutzt.
Anschaffung des ersten mechanischen Handtuch-Webstuhls. Die mechanische Erzeugung von Handtüchern machte aber große Schwierigkeiten, sodass auch weiterhin die Frottierwaren auf Handwebstühlen hergestellt wurden.
Am 22. Juni 1878 gründete Wilhelm Lang mit anderen die Freiwillige Feuerwehr Traun. Es wurde ein Komitee gebildet, die Statuten entworfen und ein Ausschuss gebildet, der Wilhelm Lang zum ersten Hauptmann erwählte. Den eigentlichen Anlass zur Gründung der Trauner Feuerwehr gab der Brand des Gatterbauern-Gutes in Dionysen am 16. Juni desselben Jahres. Weil die Rettungs- und Löscharbeiten völlig unkoordiniert und mit untauglichen Mitteln erfolgten, geriet der Hilfseinsatz der beteiligten Personen zu einem völligen Desaster. Die Gemeindefeuerwehr wurde in der Fabrik untergebracht – die Spritze im „Magazin H“, die Feuerwehrmäntel beim Eingang vor der Kanzlei.
1879
Im Jahr 1879 brach im „Schenterhaus“ (Traun Nr. 38, erwähnt bereits 1471 als „Fischerhaus“) ein Feuer aus, das – von einem starken Westwind verstärkt – auch die Hofmühle, das Latschker-Gebäude und einige Holzhütten vernichtete. Es ging als „Großer Brand von Traun“ in die Geschichtsbücher ein.
1880
In der Weberei dauerte der zähe Kampf zwischen der Handweberei und der mechanischen Weberei noch weiter fort. In zahlreichen Distrikten Böhmens und Mährens wurde die Handweberei im großen Maßstab von der Landbevölkerung vor allem während der Wintermonate betrieben. Die Zahl der in den mechanischen Webereien aufgestellten Stühle wurde anfangs der 1870-er Jahre auf 20.000 geschätzt. Um 1880 waren neben 30.000 mechanischen Webstühlen noch fast 49.000 Handwebstühle in der Monarchie im Betrieb.

Handwebstühle – hier noch in der Weberei untergebracht; später wurden sie ins „Herrenhaus West“ in den ersten Stock übersiedelt.
1880 waren außer den drei Gesellschaftern (Josef, Karoline und Josef Friedrich Lang) in Wien Eduard Lang, eine Buchhalterin und acht Arbeiter angestellt. In den Faktoreien waren 295 Webstühle im Einsatz (davon 85 Jacquard-Webstühle); in Wien sieben Hand-Schweifrahmen und vier Hand-Rauhgestelle. „Der Besuch der Kunden war in der ersten Zeit noch nicht so üblich, die grossen Kunden kamen in das Sechshauser-Geschäft, wo sie dann immer mit einem guten Glas Wein bewirtet wurden. Später übertrug er dann seinem Sohn Josef Friedrich den Besuch der Stadtkunden. Das Verbindungsmittel zwischen Sechshaus und der Stadt wurde vom Zehetgrubers Stellwagen vulgo Zeiserlwagen bestritten.“ (aus der Familienchronik)
1881
Josef Friedrich Lang’s Sohn Josef Lang nahm 16-jährig an den Abendvorträgen der Gremial-Handelsfachschule des Wiener Handelsstandes teil. Danach besuchte er die Vorlesungen von Professor Lichti über moderne Färberei und absolvierte von 1883 bis 1885 die Lehranstalt für Textilindustrie im 6. Wiener Gemeindebezirk (Marchettigasse 3). Seine fachlichen Kenntnisse brachten es bald mit sich, dass die Kunstweberei bei Graumann nicht nur auf Handwebstühlen entstand, sondern auch mechanische Webstühle für diese Produktionssparte zum Einsatz kamen. Dieserart konnten webtechnisch schwierige Artikel wie Brosché, Stickerei und komplizierte Jacquard-Stoffe in das Erzeugungsprogramm aufgenommen werden. Im nächsten Jahr meldete er sich als „Einjähriger Freiwilliger“ zur Infanterie der Landwehr und rückte bei den „Hoch- und Deutschmeistern Nr. 4“ ein. Rund ein Jahr später wurde er zum „Leutnant der Reserve“ ernannt und kurz danach zum „Oberleutnant im nicht aktiven Stand“ befördert.

Turbinenbau Oberwasser, Traun.
1882
1882 erlitt Josef Lang einen Schlaganfall, erholte sich aber wieder. Es war das Jahr, in dem er zum Ehrenbürger von Sechshaus (damals noch bei Niederösterreich) ernannt wurde.
Von 1882 bis 1884 war Wilhelm Lang Bürgermeister von Traun.
1883
Josef Friedrich Lang verstarb am 27.09.1883 (ein Jahr vor seinem Vater) 47-jährig an einem Herzschlag anlässlich einer Unstimmigkeit mit Eduard Lang. Er starb schnell und sagte nur noch: „Aus ist’s!“
1884
Am Vorabend seines Ablebens sah man Graumanns Schwiegersohn Josef Lang im Kreise seiner Freunde im Gasthaus Schlögl heiter und gesprächig. Nach seiner Heimkehr in die Sechshauserstraße Nr. 21 ging er zu Bett und erwachte nicht mehr. Er verschied am 12.08.1884 im 72. Lebensjahr so sanft, dass nicht einmal seine neben ihm schlafende Gattin etwas bemerkte. Todesursache: organischer Herzfehler. Die Beerdigung erfolgte zwei Tage später am Hietzinger Friedhof (Grab 14/100).
Wilhelm Lang übersiedelte nach Wien. Spinnmeister Anton Schirach übernahm für sechs Jahre die Leitung der Fabrik.
1885
Errichtung einer „Krankenkasse der Baumwollspinnerei und mechan. Weberei von Josef Lang O.Oe.“. Jeder Arbeiter und Angestellte zahlte 2 Prozent vom Lohn. Der Arbeitgeberbeitrag war in derselben Höhe festgelegt. Die Kassa zahlte Erkrankten die medizinische Behandlung sowie die Medikamente. Darüber hinaus gab es gegebenenfalls eine finanzielle Unterstützung. Im Todesfall des Versicherten übernahm sie die Kosten für die Beerdigung.
1887
Am 11. September 1887 fuhren Josef Friedrich Lang und Rudolf Lang über Köln, Mönchengladbach, Aachen nach Brüssel, von dort über Antwerpen, Rosenthal, Rotterdam und Amsterdam nach London, wo sie eine Woche blieben. Anschließend fuhren sie über Liverpool, Oldham nach Manchester. Nach dreiwöchigen Aufenthalt fuhren sie für acht Tage nach Paris und kehrten Mitte Oktober über Genf, Luzern, Bern und Zürich nach Wien zurück. Der Zweck der Reise war unter anderem die Besichtigung moderner Rauh- und Spinnmaschinen in Deutschland und England, da beabsichtigt war, solche Maschinen anzuschaffen. 40 mechanische Webstühle waren nun in Betrieb. Anzahl der Beschäftigten: rund 100.
1888
Erste Versuche mit der Chenille-Erzeugung. Die Vorarbeit wurde händisch mit der Schere geschnitten – jedes „Lieserl“ separat. „Die so erhaltenen Chenille-Strähne wurden zunächst für kurze Zeit mittels eines Spulrades gezwirnt, was auf dem langen Gang im II. Stock des [Wiener] Hauses in der Sechshausergasse 17 durch Öffnen der Türe in das Stiegenhaus geschah, sodaß der Gang über die ganze Länge des Hauses zur Verfügung stand, nämlich vom Aufzug bis an das Gangende der ehemaligen Wohnung von Josef Friedrich Lang.“
Nachdem durch diese Arbeitsweise mit der Chenille befriedigende Versuche gemacht worden waren, besorgten Heimarbeiterinnen das Schneiden der Vorarbeit. Die grobe Chenille gehörte hauptsächlich für Chenille-Badestoffe, Handtücher-Bordüren und gesetzte Bettdecken. Die „Lieserlbreite“ betrug 5,3 Millimeter. Die feinere Chenille, die für 150/200 Zentimeter Plüschdecken gehörte, hatte eine Lieserlbreite von 3,1 Millimeter.

Chenille Badematten aus Musterbüchern der Firma Graumann (die Schlaufen des Frottee werden geschnitten, um eine samtartige Oberfläche zu erhalten). Foto © Textiles Zentrum Haslach / Andreas Hollinek.
1889
Anschaffung einer sechsläufigen hölzernen Maschine zum Zwirnen der Chenille. Beginn der Erzeugung von färbigen Baumwoll-Flanellen und Mode-Barchent auf mechanischen Webstühlen. Anschaffung moderner Rauhmaschinen.

Gruppenfoto der Wiener Belegschaft aus dem Jahr 1889.
1890
Im Oktober 1890 übernahm Rudolf Lang – trotz seiner jungen 24 Jahre – die Leitung der Trauner Fabrik (als Nachfolger seines ältesten Bruders Josef Friedrich Lang [54]). Er war vielseitig interessiert, überaus wissbegierig und kreativ. In die erste Zeit seiner Trauner Tätigkeit fiel die bereits eingesetzte Aufnahme der Buntwarenerzeugung und der Jacquard-Weberei. Von 1890 bis 1891 erhielt er ein Patent auf „Maschlbordur“ („Handtücher Nr. 33 und 35“). Drei Jahr später gelang es ihm, diese Webart durch eingewebte Figuren in der „Maschlkette“ variantenreich zu gestalten (Handtücher Nr. 37). Diese Handtücher waren sowohl im Inland wie auch in den Exportländern sehr beliebt und trugen maßgeblich zum Guten Ruf und zum Erfolg von Graumann bei.
Und so setzte eine sprunghafte Vergrößerung des Betriebes ein. Shedd-Gebäude wurden errichtet, der Maschinenpark modernisiert und vergrößert – nicht nur in der Weberei und im Vorwerk, sondern auch in der Bleicherei, Färberei, Rauherei und Spinnerei. Die Turbinenanlage wurde wesentlich vergrößert, ein neues Kesselhaus mit einem 40 Meter hohen Schornstein gebaut und Wohnhäuser angekauft, um tschechische Arbeiter anzusiedeln.
Seine ganz besondere Liebe widmete Rudolf Lang der Freiwilligen Feuerwehr. Er war bei jedem Brand ob Tag oder Nacht mittätig dabei, bekleidete von 1891 bis 1893 die Stelle des Schriftführers, danach war er drei Jahre Hauptmann-Stellvertreter und von 1896 bis 1900 Feuerwehr-Hauptmann. Schliesslich wurde ihm die Ehrenmitgliedschaft der Gemeindefeuerwehr verliehen.
Einweihung der in neugotischem Stil erbauten Katholische Pfarrkirche im Zentrum von Traun.
Von den wirtschaftlichen Rahmenbedingungen her war es jedoch eine schwierige Zeit, denn die großen Zeiten des Aufschwunges der österreichischen Textilindustrie gingen zu Ende. Die Konsumfähigkeit im Inland sank infolge schlechter Ernteerträge und schwieriger Erwerbsverhältnisse. Ausländische Konkurrenz machte den heimischen Betrieben immer mehr zu schaffen.

Flügelkreuzspulmaschine.
1891
Erweiterung der Trauner Weberei nach Osten, vier Jahre später auch nach Norden („Weberei Mitte“).
Auf Anregung eines Vertreters wurde 1891 die bisher nur von England in guter Qualität auf den Markt gebrachten Hemdzefire und Damenblusenstoffe in die Erzeugung aufgenommen. Der „Zefir III“ erreichte einen derartigen Grad von Vollkommenheit, dass die Gewebe in Bezug auf Farben-Echtheit und Dauerhaftigkeit konkurrenzlos dastanden und bei internationalen Produktwettbewerben den Sieg über englische Fabrikate davontrugen.
Die einfachen Kettgarne bereiteten anfangs Schwierigkeiten, bis Wilhelm Lang einen „80/2 Zwirn“ für die Ketten verwenden ließ. Trotz Steigerung der Produktion konnte man den großen Bestellmengen kaum nachkommen. Auch die Erzeugung der Modeflanelle, die nach den Hemdstoffen zur besten Artikelgruppe avancierte, wurde ausgebaut.
Traun wurde ans Bahnnetz angeschlossen. Von nun an gab es Verbindungen nach Selzthal, ins Kremstal und eine Verlängerung zur Pyhrnbahn. Wichtigste Stationen und Knotenpunkte: Linz – Traun – Nettingsdorf – Neuhofen – Kremsmünster.

Umlegung des Welser Mühlbaches zur Landgewinnung für die Erweiterung der Färberei.
1892
Wärend zwei Jahren wurde in Traun die Färberei errichtet, nachdem der Welser Mühlbach dafür weiter westlich mit stärkerem Knick verlegt worden war.
Beginn der Produktion von weißen und färbigen Damaststoffen. Damast bezeichnet Stoffe, bei denen man durch Wechseln von kett- auf schusssichtiges Gewebe eine edle Oberflächenstruktur erhält sowie besonders schöne Muster und figürliche Darstellungen aller Art erzeugen kann.
Währungsumstellung von Gulden auf Kronen. Aufnahme eines zweiten „ungarischen Reisenden“. Die Aufgabe der beiden ungarischen Vertreter war, die Verkäufe in die ungarischen Kronländer zu intensivieren.
1893
Durch die Modernisierung der Bleicherei, Färberei und Wäscherei forcierte das Unternehmen den Übergang von Roh- und Weißwaren auf Buntwaren.

Putzerei.
1894
Etliche Vororte von Wien wurden in das Stadtgebiet eingemeindet – so auch Sechshaus. In der Stadtrat-Sitzung vom 13. Juli 1894 wurde beschlossen, die „Wienflussgasse“ in „Graumanngasse“ umzubenennen „und so diesem verdienstvollen Manne ein würdiger Denkstein gesetzt“.
1895
Am 22. Juni 1895 kam die Gründung des Vereins „Kinderheim“ zustande. In den Statuten sind als Betreiber die Gemeinde Traun (Kostenteilung ein Siebentel) sowie die drei Firmen Gebrüder Enderlin (drei Siebentel), Graumann (zwei Siebentel) und Franz Feurstein (ein Siebentel) genannt. Vereinszweck war „die Errichtung, Erhaltung und Beaufsichtigung einer Anstalt zur Überwachung und Besichtigung der noch nicht schulpflichtigen Kinder“. Die Führung des Heims wurde den Schwestern des Karmeliterordens in Linz anvertraut.

Erinnerungsfoto zur Eröffnung des Kinderheims im „Bader-Haus“ Traun Nr. 32 (aus 1730).

Faktura aus 1896 – zur Verfügung gestellt von Ing. Georg Sayer, Heimatmuseum Traun
1897
1897 gab es in Traun ein großes Hochwasser. Als mögliche Folge durch die Anstrengungen und Aufregungen rund um die Überschwemmungen erkrankte Rudolf Lang an einem Katarrh, litt an Muskelrheuma und bekam Gelbsucht. Eine Kur in Karlsbad heilte ihn jedoch vollständig aus. Weitere großräumige Überschwemmungen gab es in den Jahren 1899 und 1920 – erst die Regulierung der Traun mit Dammbauten bereiteten diesen Natur-Katastrophen Ende der 1920-er Jahre ein Ende.

Hochwassermarkierungen vom 14. Sept. 1899 und 31. Juli 1897.
Im selben Jahr gab es noch eine weitere große Katastrophe: Ein großer Brand wütete im Dorf und zerstörte viele Häuser.
Elektrifizierung von Linz (zehn Jahre nach Salzburg, acht Jahre nach Innsbruck und Wien, sechs Jahre nach Bregenz, drei Jahre nach Graz, aber fünf Jahre vor Klagenfurt; Quelle: www.ooegeschichte.at).
1898
Rudolf Lang heiratete am 06.06.1898 Hedwig Weingärtner, jüngste Tochter des Lederfabrikanten Robert Weingärtner.

Wiener Jubiläums-Gewerbeausstellung.
1899
Grosse Feier zum 80. Geburtstag von Karoline Lang, geb. Graumann am 17. April:

Karoline Lang’s 80. Geburtstag umgeben von ihrer grossen Familie aus dem Fundus von Ulrike Bergauer

59 Karoline Lang, 1 Robert Raunegger, 3 Ludwig Gausterer d.Ä., 4 Josef Lang, 5 Richard Dolenz, 6 Hermann Finsterbeck, 7 Marinic ?, 8 Stefan Mann, 9 Ferdinand Raunegger, 10 Heinrich Cubasch d.Ä., 11 Ludwig Gausterer d.J., 12 Karl Mann, 13 Gustav Altmann, 14 Emil Maier d.Ä., 15 Rudolf Lang, 16 Beamter?, 17 Hermann Lang, 18 Lehrer?, 19 Robert Lang, 20 Eduard Lang, 21 Hr. Frumm?, 23 Hugo Schubert, 24 Berta Finsterbeck, 25 Hermine Lang, 26 Margarethe Cubasch, 27 Ottilie Lang, 28 Stefanie Mann, 29 Mathilde Cubasch, geb. Raunegger, 30 Hermine Dolenz, geb. Raunegger, 31 Stefan Mann d.Ä., 32 Fr. Frumm?, 34 Mathilde Lang, 35 Johann?, 36 Wilhelmine Raunegger, verh. Schubert, 37 Hildegard Raunegger, 38 Caroline Mann, 39 Emilie Lang, 40 Paula Lang, 41 Amalia Lang, 42 Adele Dolenz, verh. Jäger, 43 Helene Mann, verh. König, 44 Berta Gausterer, verh. Wagner, 45 Lina Lang, 46 Marinic?, 47 Friedrich Mann, 48 Heinrich Cubasch d.Ä., 49 Marianne Raunegger, 50 Amalia Lang, verh. Mann, 51 Wilhelm Lang, 52 Wilhelm Raunegger, 53 Rosa Gausterer, 54 Else Navratil, Wirtschafterin, 55 Amalia Nemitz, verh. Lang, 56 Hedwig Weingärtner, verh. Lang, 57 Rosa Lang, verh. Altmann, 58 Karolina Lang,verh.Finsterbeck, 60 Anna Raunegger, geb. Lang, 61 Maria Gausterer, geb. Lang, 62 Auguste Gausterer, 63 Berta Maier d.J., 64 Berta Maier, geb. Lang, 65 Friedrich Dolenz, 66 Elisabeth Dolenz, 67 Ludwig Maier, 68 Mathilde Cubasch d.J., 69 Emil Maier d.J., 70 Auguste Altmann, 71 Wilhelm Cubasch

Chenille-Bordüre. Foto © Textiles Zentrum Haslach / Andreas Hollinek.